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HAGE Hintergrund 2 / Juni 2005 (Modellprojekt Spaß und Genuss beim Essen)
 

Spaß und Genuss beim Essen

Ein Modellprojekt zur Ernährungsbildung in Kindergarten und Grundschule

Nach Abschluss einer Um- und Restrukturierungsphase in der HAGE ist die Bearbeitung der Situation von Kindern und Jugendlichen in Hessen in Bezug auf Ernährung und Bewegung unter besonderer Berücksichtigung von Lebensstil und Vorbildfunktion der Eltern das neue Schwerpunktthema der HAGE.
Es gibt eine unübersehbare Flut von Projekten zu diesem Thema von ganz unterschiedlicher Qualität. Um diese zu sichten, wurde zunächst im Rahmen einer Literaturrecherche nach evaluierten und übertragbaren Projekten gesucht, die im Bereich Ernährungs- und Bewegungsverhalten von Kindern und Jugendlichen auch die Familie, das heißt die Eltern, in ihrer Vorbildfunktion einbeziehen.

Das vorläufige Ergebnis der Recherche ist, dass es bisher keine ausreichend evaluierten Programme zur Gesundheitsförderung durch angemessene Ernährung und Bewegung im Kindesalter gibt, die zugleich auch nach Lebensstilen und Vorbildfunktion der Eltern fragen.
Mit dem Modellprojekt "Spaß und Genuss beim Essen", in das die Kinder aktiv auch mit Bewegungsselementen (Bewegung in Alltagsräumen) einbezogen sind, hat die HAGE ein evaluiertes, übertragbares Projekt vorgelegt, das sich sehr stark auch mit der Frage der Elternerreichbarkeit auseinander setzt. Laufzeit des Projektes, das in den Settings Kindergarten und Schule durchgeführt wurde, war von September 2004 bis April 2005.

1. Projektdurchführung

Kurzbericht

Im vorliegenden Modellprojekt erhielten die Kinder einen sinnlich-ästhetischen Zugang zunm Essen. Sie lernten, ihre Sinne zum bewussten Genießen einzusetzen. Mit dem Wissen über die Herkunft der Lebensmittel bauen sie einen Bezug zu ihnen auf und in handlungsorientierten Unterrichtseinheiten lernten die Kinder, ihr Essen auszuwählen und zuzubereiten. Auch die Atmosphäre, in der gegessen wird, war Thema des Unterrichts. Nicht zuletzt wurde den Kindern ein besseres Körpergefühl und die Kompetenz zum selbstverantwortlichen Handeln vermittelt. Dieser umfassenede Ansatz gelang, indem die Erziehenden einbezogen wurden. Im Modellprojekt wurden die Eltern durch einen Elternbrief und Elternabende mit den Inhalten vertraut gemacht und durch die Aufforderung, ihren Kindern bestimmte Dinge aus der eigenen Küche mit- zubringen, einbezogen. Die Pädagogen lernten in Fortbildungsveranstaltungen Inhalt und Material kennen. Darüber hinaus wurden sie bei der Durchführung von Unterrichts- bzw. Übungseingheiten unterstützt.

Ausgangslage

Ernährungserziehung bedeutet heute vorwiegend noch Vermittlung von Wissen über den Bedarf an Nährstoffen. Gleichzeitig nimmt das Ausmaß des Übergewichts bei Kindern und Jugendlichen stetig zu. Auch die Anzahl der von Essstörungen Bulimie, Anorexie und Binge-Eating-Disorder Betroffenen wächst kontinuierlich. Nach mehreren Jahrzehnten weitgehend gleich bleibender Ansätze der Ernährungsbildung ist die Suche nach Alternativen dringend notwendig.

Projektbegründung

Ernährungsverhalten manifestiert sich im Kindesalter. Daher hat die frühe Vermittlung einer gesunden Erährungsweise besondere Bedeutung. Der Schlüssel dazu liegt, im Gegensatz zur herkömmlichen Wissensvermittlung, in einem sinnlich-ästhetischen Zugang zum Essen, umgesetzt in einem handlungsorientierten Unterricht. Das durchgeführte Projekt berücksichtigt diesen ganzheitlichen Ansatz. Voraussetzung für sein Gelingen war unter anderem die umfassende Einbindung der Erziehenden, insbesondere der Eltern und der Lehrerinnen / Lehrer bzw. der Erzieherinnen / Erzieher sowei das Anknüpfen and dien Interessen der Kinder.

Projektziele

Das übergeordnete Ziel der Ernährungsbidlung ist die Gesundheitsförderung. Nach Definition der WHO gehören zur Gesundheit des Einzelnen u.a. körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden, die Fähigkeit, eigene Kräfte zu entfalten, um sich zu verwirklichen, um Fürsorge für andere leisten zu können, um Lebensaufgaben meistern und die Umwelt bewahren zu können. Ernährungsbildung und Bewegungsförderung, auch die Förderung der Bewegung in Alltagsräumen, tragen zur Gesundheitsförderung in diesem Sinne erheblich bei. Bei Kindern soll ein positiver Körper- und Selbsbezug angebahnt und unterstützt werden.

Zielgruppen / Settings

Kindergartengruppen oder Schulklassen sind sowohl von Kindern als von Eltern anerkannte soziale Gruppen. Ein Zugang über diese Gruppen verhindert die Stigmatisierung Einzelner. Arbeits- und Lernschritte erfolgen in der Gruppe, in einem geschützten und bekannten Rahmen, die Verbindung der Projektinhalte mit den Ritualen der Gruppe bindet das Projekt in die Gruppendynamik und -kultur ein.
Über die Settings Schule oder Kindergarten lassen sich auch diejenigen Kinder und deren Eltern erreichen, die auf anderem Wege kaum zu erreichen sind. Die Projektstruktur selbst liefert Anlässe, um sich weitergehend innerhalb der Gruppe Eltern - Kinder - Pädagogen mit dem Thema auseinander zu setzen.
Durchgeführt wurde das Projekt mit vier Kindergartengruppen sowie vier zweiten Klassen und den zugehörigen Erzieherinnen, Lehrerinnen, Lehrern und Eltern.
Schlüsselpersonen sind Erzieherinnen, Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern. Auf der instituionellen Ebene gehörten aber ebenso der Träger der Einrichtung sowie die in Organisations- oder Verwaltungshierarchien beschäftigten Personen dazu. Die Hauptzielgruppe waren die Kinder der jeweiligen Lerngruppe. In der Kommunikation mit den Eltern stellten sie, neben den Elternabenden, zusätzlich ein Medium des Kontaktes dar.

Projektstruktur

Die Projektstruktur setzt sich aus integrierten und aufeinander aufbauenden Elementen zusammen. Fortbildung, Unterrichtseinheiten mit Referenten und Gruppenleitung, Unterrichtseinheiten nur mit Gruppenleitung und Elternarbeit bilden einen vernetzten Zusammenhang. Die Pädagogen der teilnehmenden Einrichtungen sind über den gesamten Projektverlauf hinweg aktiv eingebunden. Daneben bietet die gewählte Struktur die Möglichkeit eines institutionsübergreifenden Austauschs.
Die Unterrichtseinheiten werden sowohl ind den Fortbildungseinheiten als auch in der Abschlussveranstaltung besprochen. Dadurch sind die Pädagogen in die Lage versetzt, das Unterrichtsmodell auch mit anderen Klassen und Gruppen erneut umzusetzen.

2. Evaluation

Der Evaluationsbericht basierte auf zwei Befragungen: einer Befragung der am Projekt beteiligten Erzieherinnen und Lehrer/innen und einer Befragung von Eltern. Darüber hinaus sind die Ergebnisse der Beobachtungen der Evaluatorin bei der Teilnahme in den Bericht eingegangen.
Das Modellprojekt mit dem Ansatz, Kinder als Handelnde in das Thema Ernährung einzubeziehen, ihnen einen spielerischen und die Sinne schulenden Zugang zur Ernährung zu ermöglichen, sie neugierig zu machen, fand große Akzeptanz bei den Erzieherinen, Lehrern und Leherininen sowie bei den befragten Eltern. Beide Gruppen von Befragten bewerteten das Projekt überwiegen mit sehr gut oder gut.
Für den Einsatz in Kindergärten sollte die spezifische Ausgangslage, Zielgrpuppe bzw. Gruppenkonstellation geklärt werden (Vorschulkinder, 4-6jährige Kinder). In dem beteilgten Kindergarten mit eher ungünstiger Vorplanung und Ausgangssituation u. a.  hinsichtlich der Gruppengröße und -zusammensetzung wurde das Modellprojekt nicht so gut bewertet und nicht so gut anwendbar gefunden. Während für das Gros der jüngeren Kindergartenkinder situationsorientierte Anpassungen sinnvoll waren, waren die Materialien für die zweiten Grundschulklassen sehr gut unverändert bzw. minimal verändert einsetzbar und erweiterbar. Dazu und zu möglichen anderen Formen der Projektarbeit machen sowohl die Lehrer/innen als auch die Eltern diverse Vorschläge.
Das Projekt hat den Erzieherinnen, den Lehrern und Leherinnen neue Ideen und Impulse für die Ernährungsbildung vermittlet. Kindern und Eltern hat es neue Anregungen für den Alltag zu Hause gegeben. Am häufigsten haben Kinder zu Hause davon erzählt, dass sie selbst etwas geschält, geschnitten, zubereitet haben. Die Eltern begrüßten den Ansatz, betonten die Bedeutung des Themas, den Spaß, den es ihren Kindern bereitet hat, und beschrieben positive Auswirkungen. Fast zwei Drittel der befragten Eltern benannten einen oder mehrere Aspekte, die sich im Verhalten ihrer Kinder durch das Projekt geändert haben: Die Kinder fragen nach der Qualität und Bestandteilen von Lebensmitteln, äußerten wünsche zum Mitmachen zu Hause oder zeigten Veränderungen im Ernährungsverhalten.
Die Ernährungsgewohnheiten in ihren Familien bewerteten die befragten Mütter und Väter überwiegend gut. Wenn Kinder im Kindergarten oder der Schule mit anderen Kindern gemeinsam handelnd etwas über die Ernährung lernen, gewinnen sie dabei Erkenntnisse und Handlungskompetenzen, die Eltern als wirkungsvolle Ergänzung ihrer eigenen Bemühungen um eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung begrüßen bzw. sogar noch wirkungsvoller einstufen. Auf diese Weise werden Eltern in ihrer Vorbildfunktion unterstützt. Wenn dagegen die Ernährungsgewohnheiten in einer Familie zu wünschen übrig lassen, evtl. auch Informationen über gesunde Ernährung fehlen, können Kinder für ihre Eltern Vorbild sein, indem sie gewonnene Erkenntnisse transferieren und ihre Bedürfnisse artikulieren bezüglich des Speiseplanes und Gewohnheiten zu Hause.
Unter Zeitdruck und Handlungszwängen im Alltag werden gute Gewohnheiten und Gepflogenheiten leicht vernachlässigt. Deshalb sind Anstöße wichtig, ist es sinnvoll, bereits Bekanntes wieder in Erinnerung zu rufen, wie zum Beispiel, dass Kinder gern beim Zubereiten von Mahlzeiten mitmachen und einbezogen werden möchten. Auch in dieser Weise ist das Modellprojekt über die Kinder als Erinnerungshilfe wirksam geworden.
Viele Eltern wünschten sich, dass das Thema "Ernährung" Kontinuität in Kindergarten und Schule erhält bzw. in gewissen zeitlichen Abständen wiederholt behandelt wird.
Zentrales Mittel der Information und Einbindung der Eltern in das Modellprojekt waren die Elternabende. Sowohl die Erzieherinnen und Lehrer/innen als auch die befragten Eltern wünschten sich für den Eltenabend zur Vorstellung des Projektes größere Anteile zum praktischen, spielerischen Erproben, damit der Ansatz des Projektes nicht nur nachvollziehbar, sondern so wie für die Kinder erfahrbar wird. Mehr Eltern als teilgenommen hatten, hatten Intessse am Elternabend. Die Nicht-Teilnehmenden konnten - wenn auch vom Kind nicht viel zu erfahren war - Inhalte und Verlauf der Projektarbeit kaum nachvollziehen. da die Arbeitszeitanforderungen und familiären Verpflichtungen so unterschiedlich sind, sollten vielfältigere Formen der mündlichen oder schriftlichen Information und auch der praktischen Mitwirkung angeboten werden.
Edgar Schröer
Diplom-Ökotrophologe
Projektleiter,
Ingo Lange
Pädagogische Mitarbeit,
Dr. Wiltrud Merz
Evaluation

 

Den Projektbericht finden Sie hier.

Diplom-Oecotrophologe Edgar Schröer GAP-Zentrum Schwanallee 17  35037 Marburg

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